Kaffa
Einer, der vielen Legenden nach hat vor mehr als 1300 Jahren ein junger, arabischer Kaldi-Hirte im Lande Kaffa in Abessinien (dem heutigen Äthiopien) beobachtet, wie sich seine Ziegen plötzlich
so komisch, verrückt hin- und her rennend und springend aufführten, nachdem sie Sträucher mit roten Früchten gefressen hatten. Die Tiere waren ungewöhnlich lebhaft und fanden bis spät in die
Nacht keine Ruhe und zeigten keine Anzeichen von Müdigkeit.
Der Hirte wollte wissen, was dahinter steckte und brachte ein paar der Blätter und Früchte dieser Pflanzen zu einem Kloster namens Cheodet, in dem die Mönche aus Neugier dann diese Früchte zum
Kochen brachten. Und nachdem sie dieses Getränk dann probiert hatten, fanden sie es so furchtbar, dass sie den Rest ins Feuer warfen. Dann aber, je mehr diese Bohnen im Feuer abbrannten, um so
mehr verbreitete sich ein angenehmes Aroma. Die Mönche wiederholten den Versuch, das Getränk nun mit diesen gerösteten Bohnen zu zubereiten und waren vom Ergebnis begeistert.
Der Kaffeebaum existiert natürlich schon sehr viel länger. Die in der Legende angesprochene Region Kaffa, die dem Getränk später ihren Namen geben sollte, im abessinischen Hochland in Äthiopien
ist vermutlich tatsächlich die Urheimat dieser Pflanze. Auch wenn sich die Gelehrten darüber streiten wann nun der Mensch den Kaffee für sich entdeckt hat, sind sie sich bei einer Sache einig:
Die Araber waren die ersten, die die Kaffeepflanze kultiviert haben.
Der vordere Orient
Erste Überlieferungen zur Kultivierung stammen aus dem Jahre 1454. Zu dieser Zeit soll ein Scheich namens Gemaleddin, Mufti zu Aden, in Jemen erste Kulturen mit Samen oder Pflanzen aus Abessinien
angelegt haben. Aus dem Manuskript von Abd-al-Kafir, geschrieben im Jahre 1587, geht hervor, dass scheinbar seit Mitte des 15. Jahrhunderts in Arabien Kaffee getrunken wurde.
Die ersten Kaffeehäuser wurden in Mekka eingerichtet, unter der Bezeichnung "Kaveh Kanes", die ursprünglich religiösen Zwecken dienten. Sie entwickelten sich jedoch rasch zu Stätten der
Unterhaltung, wo Schach gespielt, Neuigkeiten ausgetauscht, gesungen, getanzt und musiziert wurde.
Der neue «Wein des Islam» begeisterte die Gesellschaft durch seine anregende Wirkung, denn echter Wein war gläubigen Moslems verboten. Da die Stadt unzählige Pilger anzog die das Heiligtum der
Mohammedaner besuchten, sprach sich das schwarze Getränk schnell herum. Dank der Pilger eroberte die Kaffeefrucht in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts die arabische Welt. So folgten weitere
Kaffeehäuser in Aden, Medina und Kairo.
Das sich Kaffee bereits in dieser Zeit einer hohen Popularität erfreute wird Anfang des 16. Jahrhunderts deutlich, als ein großer Streit über die Nützlichkeit oder Schädlichkeit dieses Getränkes
entbrannte. Dieser Kampf führte soweit, dass 1511 die Schließung der Kaffeeschänken im Mekka beschlossen wurde, welche aber nur kurze Zeit später wieder aufgehoben wurde. Nach Eroberung Ägyptens
durch Salim I. erreichte der Kaffee 1517 Konstantinopel. Von dort aus fand er schnelle Verbreitung. 1530 hatte sich das Kaffeetrinken in Damaskus und 1532 in Aleppo etabliert. Zwei der
bekanntesten Kaffeehäuser in Damaskus waren das "Rosen-Cafe" und das Kaffeehaus "Weg zum Heil".
Im Jahre 1554 eröffneten die beiden Kaufleute Hakim von Aleppo und Dschems von Damaskus das erste Kaffeehaus in Konstantinopel und somit auch das erste auf europäischem Boden.
Kaffee in Europa
Im Jahre 1582 berichtete das erste Mal ein Europäer, der Augsburger Mediziner Leonhart Rauwolf, von einem Getränk das "wach hält" und dem Magen "dienlich" ist. Er beschreibt in seinem
Reisebericht ausführlich das Getränk, das er in Aleppo auf seiner Expedition in den Vorderen Orient kennen gelernt hatte. Er lobte es als gut, nannte es schwarz wie Tinte und wieß darauf hin das
es dem Magen gar dienstlich sei.
Bereits 1592 folgt eine detaillierte Beschreibung der Kaffeepflanze und -frucht durch den italienischen Arzt und Botaniker Prosper Alpinus. Obwohl er in Handelsdingen in Ägypten weilte, fand er
doch genug Zeit, ein Werk über die dortigen Pflanzen zu verfassen - in diesem "De Plantis Aegypti Liber" sind auch Zeichnungen des Kaffees zu finden.
Über venezianische Händler gelangte der Kaffee 1615 schliesslich nach Europa, einige Jahre später als der Tee, der erstmals 1610 hier verkauft wurde und viele Jahre später als der Kakao, den die
Spanier bereits 1528 aus der Neuen Welt mitgebracht hatten. Bis Anfang der 17.Jahrhunderts wurden nur kleine Mengen an Kaffeebohnen als Souvenir aus dem Orient nach Europa gebracht. Doch es
begann nun langsam ein schwunghafter Handel.
1718 brachten die Holländer den Kaffee nach Surinam, die Franzosen 1725 nach Cayenne, 1720/1723 nach Martinique, 1730 nach Guadeloupe, und durch die Portugiesen gelangten 1727 die ersten Kaffeepflanzen nach Brasilien, wo wie überall in der lateinamerikanischen Plantagenwirtschaft afrikanische Sklaven arbeiten mussten.
Bereits gegen Ende des 18. Jahrhunderts gehörte der Kaffee zu den am weitesten verbreiteten Kulturpflanzen in den Tropen.. Säckeweise trafen der Kaffee in den großen Hafenstädten wie Venedig,
London, Amsterdam und Hamburg ein und Kaffee wurde hier zu einem begehrten Getränk des weltgewandten Adels.
Kaffeehäuser
1645 wurde das erste Kaffeehaus - bottega del caffè - am Markusplatz in Venedig eröffnet. Schon bald breiteten sich Kaffeehäuser in ganz Italien aus, wenn auch nirgendwo mehr als in
Venedig zu finden waren. Von da an war der Siegeszug des Kaffees über Europa nicht mehr zu stoppen. Kaffeehäuser schossen wie Pilze aus dem Boden: 1650 in Oxford, 1652 in London, 1659 in
Marseille, 1663 in Amsterdam und Den Haag und schließlich 1672 Paris. In Deutschland eröffnete 1673 das erste Kaffeehaus in Bremen, Hamburg zog erst vier Jahre später nach.
Das erste Kaffeehaus in unserer Nähe, namens "Kaffeebaum" wurde 1694 in Leipzig errichtet.
Als die Türken ihre Belagerung von Wien im Jahr 1683 abbrechen mussten, ließen sie 500 Säcke Kaffee zurück. Ein findiger armenischer Kaufmann Namens Johannes Theodat eröffnete damit das erste Wiener Kaffeehaus. Er bekam am 17. Januar 1685 zum Dank für seine Kurierdienste von den Stadtoberen das Privileg, 20 Jahre lang als einziger Händler der Stadt Kaffee als Getränk verkaufen zu dürfen.
Der erste Hinweis auf Kaffee in Nordamerika stammt aus dem Jahre 1668, wo er einer Beschreibung zufolge mit Zucker oder Honig und Zimt getrunken wurde. Kurze Zeit später wurden die ersten Kaffeehäuser in New York, Philadelphia und Boston eröffnet.
In Berlin machte 1721 das erste Café auf.
Im 19. Jahrhundert wurde der Kaffee zum Volksgetränk. Die Armen machte Kaffee bei schwerer Arbeit munter. Die Reichen genossen ihn. Das Kaffeehaus wurde in ganz Europa ein Zentrum bürgerlichen politischen Öffentlichkeit und auch der Kunst und Literatur.
Der Ingenieur Luigi Bezzara entwickelte 1902 die erste industriell gefertigte Espressomaschine. Damit begann der Siegeszug der kleinen starken Schwarzen. Mit der Erfindung des Papierfilters verbannte die Dresdner Hausfrau Melitta Bentz 1908 Kaffeesatz aus der Tasse.
1901 präsentierte der Japaner Sartori Kato das erste lösliche Kaffeepulver. Die Firma Nestlé legte 1938 den Grundstein für kommerzielle Vermarktung des löslichen Kaffees (Instantkaffee).